Saluuuuut,
Ich sitze gerade im Auto und habe meine wunderbare deutsche Tastatur wieder… ich hab nämlich min Notebook dabei. In Frankreich wollte ich damit ins Internet, aber die wollten mir das Passwort nicht verraten! :D
Also, es ist Donnerstag, 20 vor Acht und wir sind kurz vor der deutschen Grenze in Holland. Heute Abend spät werden wir zu Hause ankommen… und dann muss ich morgen, Freitag, wieder zur Schule *grummel*…
Also, wie gesagt, Frankreich überstanden. War auf jeden fall sehr interessant, auch wenn ich nur für 3 Tage zur Schule gegangen bin.
Mein Stundenplan am Mittwoch sah folgendermaßen aus…
Latein (Ausgefallen)
Deutsch
Französisch
S.V.T. (Biologie)
Zu Hause besuche ich die 10. Klasse, in Frankreich war ich aber in der Troisième (9. Klasse), weil es einfacher zu organisieren war. Wie gesagt, ich war bei Familie eines Kollegen meines Vaters untergebracht, die ist Lehrerin, aber eben im Collège. Nach dem Collège kommen die Schüler aufs Lycée, was unserer Oberstufe entspricht. Da gibt es drei verschiedene Varianten, einmal ein berufliches Baccalauréat (Abitur), ein "gernerales" (nicht-spezialisiertes) und ein naturwissenschaftliches. Wenn ich in die Seconde gegangen wäre, hätte sich Sandrine nicht um mich kümmern können.
Sie hatte einen Trupp Schüler beauftragt, die auch Deutsch lernen und schon einmal einen Austausch nach Deutschland gemacht haben, sich um mich zu kümmern. Wie ich schon einmal geschrieben habe, ist es eine Schule gewesen, in der wirklich jeder JEDEN kennt. Ich war die große Attraktion, sogar bei den Lehrern, die sofort wussten, wer ich war, als ich in die Klasse kam. Ich wurde auch von den gackernden Schülerinnen umringt, die meine Gruppe (Elodie, Charline) überhaupt nicht leiden konnten. Die waren aber auch fies. Die erste Frage, die sie stellten, war, ob ich rauchen würde, und wie viel eine Packung in Deutschland kosten würde. WEISS ICH DOCH NICHT! Ich rauche nicht! Die guckten jedenfalls ein wenig erstaunt. By the way, die eine davon sollte mal einen Zahnarzt aufsuchen… sie hatte völlig abstehende, gelbe Zähne. Vielleicht liegt’s ja am Rauchen?? o_O Jedenfalls hielten die mich für ziemlich bescheuert. Kann sein, aber deren Deutsch ist sicherlich auch nicht besser… ;)
Das französische System funktioniert nicht wie bei uns auf Basis von Aussonderung – bis zum Lycée (also bis zur 9. Klasse) sind die Schulen Gesamtschule, also das Niveau der Schüler ist bunt gemischt, von welchen, die nicht mal ihren Namen richtig schreiben können bis zu den totalen Überfliegern. Der Unterricht leidet darunter. Jeder, wirklich JEDER wird durch den Unterricht gezerrt und ob er will oder nicht, drüber gehoben.
Ich hatte eigentlich jedes Fach dort gehabt, außer Latein, aber das hab ich ja auch zu Hause nicht. Und Sport. Aber darüber bin ich auch ganz froh. Ich hatte gar kein Sportzeug mit. XD
Ich war in einer sehr netten Familie. Der Sohn (sieht Zarkosy sehr ähnlich, sollte man ihm aber nicht sagen), steht auf Heavy Metal, hat einen Lehrer, der in irgendeiner Metalband singt. Habe aber kaum mit ihm gesprochen, weil er fürs „Bac“ lernen musste. Der Vater, der Kollege meiner Vaters, oft nicht da, hat Pizza aufgebacken. Ich fand sie lecker… aber Thomas und Nicolas fanden sie scheußlich. Okay… Und dann Sandrine, die Englischlehrerin war. Ich habe die drei Tage eigentlich ausschließlich Englisch gesprochen mit meiner Familie. Den französischen Akzent kriegt man aber wirklich nicht raus… ;)
Aaah. Kommen wir zu den Lehrern, die haben mich eigentlich am meisten beeindruckt. Weißt du (ich nehme mir mal die Freiheit, und duze dich!), wir haben soooo viele schlechtgelaunte Lehrer, die überhaupt keine Lust haben, demotiviert sind… und es den Schülern sehr offen zeigen. Wir haben natürlich auch unheimlich tolle Lehrer, die mit wahnsinnig viel Herzblut dabei sind, und selbst dann zur Schule kommen, wenn sie kaum sprechen können… unser Chemielehrer, unser Mathelehrer, ein Kunstlehrer, usw. (schöne Grüße an dieser Stelle :D)… aber die „schwarzen Schafe“ sind eigentlich ne Schande für alle, die es gerne machen. Das sagte auch Sandrine. Wie kann man Lehrer werden, wenn man Kinder höchstens gebraten mag? Wir haben eine Lehrerin, die früher in Frankreich Lehrerin war… bei uns ist sie einfach… ätzend. Ich frage mich, wie sie in Frankreich hat bestehen können… wenn sie dort die gleiche Mentalität an den Tag gelegt hat, wie sie es bei uns tut. Tut mir Leid, aber es ist so.
Die Lehrer in Frankreich waren unheimlich engagiert, und sind viiiiiiel, aber wirklich viel mehr auf die Schüler eingegangen als es bei uns der Fall ist. Die Französischlehrerin hat plötzlich angefangen, wild einen Text zu interpretieren, der Deutschlehrer war extrem locker drauf und hat sich wahnsinnig gefreut, eine Deutsche in seinem Unterricht zu haben und so weiter, und sofort. Ich meine, unsere Französischlehrerin ist längst nicht so sehr auf unseren französischen Austauschschüler eingegangen… klar, SIE kann doch SOOO toll Französisch, da hat sie doch keine Verwendung für ihn. Oh manno mann. Da könnten wir noch so viel von lernen. Auch dass die Schüler manche Lehrer duzen, wenn es sich um Außerschulisches handelt… bei uns wäre da kein Denken dran! Never! Das hat mich unheimlich positiv überrascht. Was könnten wir davon lernen. Was würde Schule doch schön sein, wenn wir Lehrer hätten, die auch an dem interessiert sind, was sie machen. Wie gesagt, es gibt sie! Aber leider viel zu wenig.
Eine kleine Szene aus dem Deutschunterricht, der mir sehr gefallen hat. Der Lehrer hat zum Beispiel erzählt, dass „Figur“ im Deutschen der ganze Körper ist, im Französischen aber nur das Gesicht. Es ist ein Synonym für „visage“, während Visage im Deutschen ja eher was Negatives ist – ich mag zum Beispiel Frau Französischlehrerins Visage nicht.
Und dann ging es um Suffixe. Also –nis, -keit, … - und der Lehrer fragte, was „bêtise“ heißt. Meldet sich einer und sagt „blöd“. Meinte der Lehrer, ja, aber er suche ein anderes Wort.
Meldet sich der nächste… und meint so: „Blödlichkeit“! Dreht sich so der Lehrer zu mir, meint „Das versteht man doch, wenn man das sagt, oder?“ Ich musste mich wirklich zurückhalten, nicht laut loszulachen, ich Gemeine. Welch Ironie! Hahahaha!
Ach, eigentlich viel mir die Schule dort nicht schwer, wir hatten eigentlich alles schon gemacht. Ich habe halt ein bisschen wenig verstanden, aber mit ein bisschen mehr Zeit… wäre das vielleicht auch viel leichter geworden.
Übrigens, am Dienstag, auch ne peinliche Sache, ich wollte duschen, aber irgendso ein Schlauvogel hat den Hahn (hahaha! Got it?) so fest zugedreht… und ich musste kalt duschen. Und es war RICHTIG kalt. In dem Haus hat es überall gepiept, Telefon, Küchenuhr, die Karnickel in der Küche (die haben zwar nicht gepiept, aber die waren trotzdem laut!)… richtige Papierwände. Wenn unten welche Sprachen klang es bei geschlossener Tür so, als stünden sie direkt davor.
Ich hatte eine schöne Zeit, habe in der kurzen Zeit so viele Dinge erlebt und eine menge neuer Eindrücke gesammelt. Vielleicht komm ich ja mal wieder… ich glaube aber nicht. XD Zumindest nicht an diese Schule. Nicht, dass es mir nicht gefallen hätte… aber man muss ja viele verschiedene Eindrücke sammeln. Die Normandie ist ja nun nicht gerade das „französischste“ Frankreich… wegen der Nähe zu Flandern, meine ich.
Ein Auftakt auf Amerika. Da versteh ich hoffentlich noch etwas mehr! ;) Ich bin tierisch gespannt, hoffentlich gibt es bald Neuigkeiten!
Ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber ich glaube, das reicht… und das liest sonst auch keiner mehr. Erstaunlich, dass du überhaupt bis hierhin gelesen hast. Oder liest du nur den Schluss? Böse! Sofort zum Anfang zurück!!! :D
Liebe Grüße
Karoddi