Freitag, 27. März 2009

Nachtrag

Oh, ich habe gerade meinen alten Blog wieder herausgegraben...

Was hätte ich ohne diesen Blog wohl gemacht, drüben in Amerika... so viele Leute haben mir gesagt, sie haben den Blog immer fließig verfolgt, auch wenn sie nicht immer Kommentare geschrieben haben. Das finde ich toll, und möchte mich an dieser Stelle für diese Unterstützung bedanken. So ein Blog ist etwas extrem praktisches, und ich glaube, diese Aufzeichnungen werden mir in meinem späteren Leben sicherlich helfen.

Ich möchte an dieser Stelle auch hinzufügen, dass das Frühjahr 2008 bis Frühjahr 2009 das wohl aufregendste Jahr meines Lebens war. Was habe ich alles gemacht! - Wir waren in Florida, ich war drei Tage in Frankreich, hatte eine großartige Schulzeit am Ende der 10. Klasse, war im Urlaub mit meinen Eltern, habe mich verabschiedet, fuhr ins völlig Ungewisse, habe mich dort irgendwie durchgekämpft, mal war es hart, mal fiel es mir leichter, mal hatte ich Zweifel, mal war ich begeistert, ich kam zurück nach Deutschland, ließ wieder alles hinter mir, brauchte einiges an Überwindung und sehr viel Kraft, mich hier in Deutschland wieder zu recht zu finden. Die Menschen, die in diesem Jahr in mein Leben traten haben es extrem stark beeinflusst, und ich denke, die Behauptung, zu sagen, dass ich jetzt ein anderer Mensch bin, wäre nicht so viel gewagt.

Ulli, Marieke, meine Eltern, Madita, Daniela, Greta, Valentin, Marius, meine Gasteltern, Jonas, der andere Jonas, Jessica, Isabel, Rike, Gina, Amber, Megan, Tati, China, Lainie, Russel, Kindra, Koji, Katie, Lexis, die andere Katie, Greg, Avery, Miss McDonell (großartige Lehrerin), Miss Litchy, Brad, Chase, Maddy, Evan, Michelle, Meghann, Kegan, Erin, und soooo, sooo viele andere - ich verdanke ihnen so viel. Vielen, vielen Dank, für alles, für jede einzelne Handlung, alles, was ihr für mich getan habt. Vielleicht klingt das blöd, aber so ist es. Ich wüsste nicht, was ich ohne euch wäre.

Trennungen sind gar nicht so schmerzhaft, wenn sie nicht unter etwas "Ungeklärtem" geschehen. Ich denke nicht, dass irgendwo irgendetwas offen geblieben ist. Und diese Probleme werde ich auch noch irgendwann lösen. Ich weiß, ich werde nie erreichen, niemal irgendwelche Sorgen zu haben... es gibt nämlich auch genug Menschen, die einem das Beinchen stellen. Aber so lang man etwas hat, woran man sich halten kann... dann ist das doch gut! Und dann sollte man sich das Leben auch nicht vermiesen lassen.

Immer wieder muss ich an die Abschlussfeier in den USA denken, wo ich Zeichnen in der letzten Stunde hatte. Meine Counceling-Lehrerin, also die sich von anfang an um mich gekümmert hat, hat mir einen Kuchen gekauft, mit der Aufschrift "We gonna miss you, Ann-Charlotte". Außerdem hat sie mir ein "Wildcat"-Überraschungspaket gegeben, mit Goodies von der Schule, T-Shirt, Mütze, Handtuch und Schal mit dem Schullogo. Wie sehr ich am Flughafen geweint habe! Ich habe nichts mehr herausbringen können, und wollte doch so viel sagen. Es ging nicht, weil ich nur noch geweint habe. Der Flug nach Hause... auch so 'ne Geschichte. Ich hatte mir von meiner Gastfamilie noch solche Pillen gegen Reisekrankheit mitgenommen, die beruhigen sollten. Ich konnte im Flugzeug nicht einschlafen und habe gehofft, eine solche Tablette würde mich ein wenig beruhigen. Dieses Medikament hatte aber die Wirkung, dass ich anfing zu weinen. Ich saß mitten in der Nacht im Flieger nach Europa, eine halbe Stunde weinend. Oh mann.

Dann war ich einen Tag zu Hause - zweieinhalb Monate danach ist es noch wie gestern - und dann kam Greta zu uns! Greta hat sich bisher recht gut eingelebt, nur ihr Deutsch ist noch nicht sonderlich gut. Wir müssen echt anfangen, mehr Deutsch mit ihr zu reden! Sie kommt aber gut zurecht, hat schon Freunde gefunden, und ihre Klasse ist sehr nett.

Mir ist es sehr schwer gefallen, mich in Deutschland wieder anzupassen, mein Gott, was war ich anfangs verwirrt! Ich habe die Räume nicht gefunden, ich wusste nicht mehr genau, wie ich mich verhalten sollte, was ich den Lehrern sagen sollte, wie ich meine Zeit einplanen sollte, weil ich in Amerika ja die absolut konstante Arbeit gewöhnt war, und hier gibt's Tage, da muss man gar nichts machen. Und außerdem, warum um alles in der Welt muss ich 14 Fächer machen, wo es in den USA 7 waren?

Ich werde niemals die Gastfreundschaft der Amerikaner vergessen. Miss McDonell, eine großartige Lehrerin, wollte eigentlich mit meiner Lieblingsklasse, dem AP Chemistry-Kurs, noch "Chicken Party" machen, das heißt, zusammen KFC essen! Leider war ich am Freitag schon weg, wo das geplant war, deswegen hatte sie selbst Brownies gebacken und Milch mitgebracht. Im Chemieraum, der ganze Kurs versammelt an einem Tisch, die Milch in Papierbecher, aus einem 5-Liter Kanister, mit den Brownies noch in der Backform... aber das war mit Abstand die tollste Milch, die ich je getrunken habe, und die besten Brownies, die ich je gegessen hatte. Und der Kuchen, den mir Miss Litchy noch brachte, den fande ich auch ganz große Klasse. Oh mann. Ich glaube, ich wäre gar nicht weggegangen, wenn ich ein ganzes Jahr geblieben wäre. Am Tag meiner Abreise und am Tag danach, so habe ich mir sagen lassen, wurden in der Schule noch Lautsprechenansagen gemacht, dass ich jetzt weg bin, und dass sie für einen guten Flug beten würden. Oh mann.

Aber ich bin froh, alles ist gut, wie ich es gemacht habe. Was hat mir diese Reise die Augen geöffnet, aber jetzt muss ich mich erst wieder an das deutsche Leben gewöhnen und ich glaube, ich habe es selbst nach 2,5 Monaten noch nicht getan. Wahrscheinlich braucht es hier auch die vollen 5 Monate, die ich in den USA gebraucht habe.

Eigentlich bin ich ziemlich stolz auf mich - ich habe mich da durchgebissen, und habe es überstanden. Jetzt steh ich hier, schaue zurück und denke, "Mensch, war das 'ne geile Zeit", auch wenn es mir dort vielleicht nicht unbedingt so vorkam. Oft stand ich vor dem Aufgeben, aber ich habe immer wieder, dank der oben genannten Leute Kraft gefunden, mich wieder aufzurappeln. Aus eigener Kraft hätte ich das vielleicht nicht geschafft. Aber es hat mich stärker gemacht, aufrechter und aufrichtiger. Was bringt das Jammern, wo es mir doch schon einmal viel schlechter ging als jetzt.

Ich freue mich auf das nächste Jahr, auch wenn es längst nicht so viel Aufregung, Umschwung... Veränderung bringen wird. Die Welt steht mir offen, und ich habe nichts zu verlieren.

Dies soll mein letzter Blog-Eintrag unter der Adresse www.karoddi.blogspot.com sein. Wenn ich wieder bloggen sollte, werde ich das in einem anderen Blog tun. Diesen Blog möchte ich als "Gesamtwerk" des letzten Jahres betrachten, das mir so viel bedeutet hat und in meinem Leben eine so wichtige Rolle gespielt hat. In dem Sinne, ich wünsche euch alles, alles Gute.Ich danke euch, dass ihr den Blog verfolgt habt. Ich danke euch, für die Unterstüztung. Ich danke allen Menschen, die mir das alles überhaupt ermöglicht haben.