Samstag, 18. Oktober 2008

Let's talk a bit about politics...

Ich bin schon fast zwei Monate hier in Amerika und kann es kaum glauben. Die Zeit vergeht so unglaublich schnell...

Na ja, diesmal möchte ich ein bisschen etwas über Politik schreiben. Wie wir wisst, interessiert mich Poltik sehr. Deswegen ist Civics hier auch mein Lieblingsfach. Man wird größtenteils mit Religion in Ruhe gelassen und lernt eine ganze Menge über die Parteien Amerikas, das System, die Wahlen, und so weiter. So etwas bräuchten wie auch bei uns. Für was steht denn nun eigentlich [hier Partei einfügen]?

Die Wahlen sind hier natürlich das ganz große Thema. Am 4. November ist es so weit. In drei Wochen. Meine Gasteltern sagen, dass Obama eigentlich unschlagbar sein müsste zu diesem Zeitpunkt. Rein mathematisch hat McCain kaum eine Chance mehr. Aber McCain wurde schon oft tot gesagt und er hat mit einem großen Comeback überrascht.

Die Amerikaner sind die Bush-Regierung ziemlich Leid und wollen Wandel. Ich muss den deutschen Nachrichten wiedersprechen. Die sagten nämlich gestern (ich habe das Heute Journal über das Internet gesehen), dass die Amerikaner in McCain den direkten Nachfolger von Bush sehen, mit gleichen Ideen, gleichen Taktiken. Das stimmt in so fern, dass die Amerikaner genug von Bush haben, aber sie unterstützen McCains Pläne trotzdem. Viele stimmen seinen Plänen zur Steuern, Healthcare und ganz besonders der Wirschaft zu.

Ich denke, der Amerikaner scheut sich davor, für jemanden mitzubezahlen, er nicht so viel hat. In einem streng liberalistischen Land ist das ja auch kein Wunder, in Amerika, Land des Konsums und Kapitals. Die Philisophie sagt: du kannst alles schaffen, aber wenn du nichts schaffst, bist du auch nichts. In so fern wollen sie kein verstaatlichtes Gesundheitssystem, großartige Hilfe für Arme (sie können sich ja Arbeit suchen, so das Argument), sie wollen weniger Steuern, weil sie die ärmeren nicht durchfüttern wollen und ihr sauer verdienstes Geld selbst behalten wollen.

Aber im Moment ist das Hauptthema ganz eindeutig die Ekonomie. In meinem Jahrgang unterstüzen die meisten McCain. Gut, zugegeben, an dieser Schule, der katholischen Privatschule, hat alles, was nur im Ansatz "sozial" ist keine Chance. Die Schüler haben ihren Status doch dem Geld zu verdanken - sie mussten nie großartig arbeiten, ihre Eltern haben schleißlich alles für sie gerichtet. Gerade in der Oberschicht ist das "Bonzentum" sehr verbreitet.

Und genau da findet McCain Anhänger. Amerikaner, ihr System, ist danach aus, sich selbst zu erfüllen und nicht für andere verantwortlich zu sein. Vielleicht rühren daher auch die oberflächlichen Beziehungen untereinander. Und genau darum sind die der Meinung, dass die Ekonomie einfach weiter laufen soll, ohne Eingriff vom Staat.

Auch das ist eine egoistische Handlung. Wenn es Amerika wirtschaftlich nicht gut geht, leidet die ganze restliche Welt. Ich bin der Meinung, dass sich Probleme nicht von selbst lösen. Wenn man etwas kaputt macht, kann man nicht warten, bis es sich von selbst wieder repariert. Das funktioniert nicht und das wird auch nicht in der Wirtschaft funktionieren.

Die Amerikaner sind der Meinung, dass Obama der Ekonomie nicht helfen kann. Alle sagen, er habe zu wenig Erfahrung. Ich muss dagegen halten, dass McCain es genauso wenig kann. So ungern ich es sage, der Präsident der Vereinigten Staaten ist nicht in der Lage, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Zumindest nicht er allein. Man muss sich mit Experten, Wirschaftswissenschaftlern und Leuten, die wirklich etwas davon verstehen beraten. Um darauf zu kommen, braucht man keine Erfahrung. Und wie gesagt, von allein repariert sich gar nichts.

Ich kann den Standpunkt verstehen zu sagen, dass Obama in den letzten zwei Jahren nicht wirklich etwas für das Land getan hat. In den letzten zwei Jahren ist er durchs Land getourt und hat Wahlkampf gemacht. Nach der Pleite des letzten Kandidaten der Demokraten, der viel zu spät mit dem Wahlkampf anfing, rutschen die ins andere Extrem. Obama ist sehr jung und es ist wahr, er hat nicht so viel Erfahrung wie McCain. Aber um unsere großen Probleme zu lösen, die wir im Moment haben, brauchen wir nicht eine einzige Person mit Erfahrung, wir brauchen internationale Hilfepläne.

Vielleicht schildere ich es schlimmer als ist ist. Aber wer weiß denn, wie sich das ganze mit der Ekonomie entwickelt? Ich habe gestern deutsche Nachrichten gesehen und ich war geschockt. Ich dachte, ich höre eine schlechte Horrorgeschichte. In was haben wir uns da nur verstrickt?

Diese Entscheidung wird die Welt, wie wir sie kennen, entscheidend verändern, da bin ich mir sicher. Die fetten Jahre sind vorbei und auch Amerika muss aufhören, auf Kosten anderer zu leben.

All die Jahre haben sie die Welt dazu gedrängt, sich zu öffnen, damit sie ihren Vorteil daraus ziehen. Und jetzt, wo es brenzlich wird, bestehen sogar die Demokraten auf Autarkie oder zumindest einen erheblichen Stopp des Handels und eine fokusierung auf den Binnenmarkt. Jetzt sind sie plötzlich die ersten, die ihre Banken verstaatlichen.

Und das schlimmste: sie erzählen einem hier gar nichts davon. Ich vermisse die deutschen Nachrichten, 35 Minuten lang klare Schilderungen. Na klar, keine Tv-Station ist unabhängig, alle wollen schließlich leben, keiner kann ohne Lobbyisten. Aber was die einem hier in den Nachrichten erzählen ist eine Frechheit.

Bankencrash in Tokio? Ölpreis? Verstaatlichung der Banken? Nein. Stattdessen wird davon geredet, wie schrecklich doch alles ist. Und das ist es. Keine Konsenz. Kein Inhalt. Gar nichts.

Die TV-Debatte von Obama und McCain war furchtbar schlecht. Ich habe sie teilweise gesehen und ich war enttäuscht. Zwei Jahre lang geht das schon so. Zwei Typen im Fernsehen, die sich streiten. Keiner kommt mit konkreten Plänen für die Zukunft. Sie erzählen ein bisschen was hiervon, ein bisschen davon, aber keine wirklich konkreten Lösungen für irgendwas. Sie reden einander dazwischen, schrappen an der Frage des Moderators vorbei, werden in der vorgebenen Zeit nicht fertig, argumentieren unsachlich und versuchen den anderen möglichst blöd darstehen zu lassen. Und was zwei Jahre lang. Ich kann verstehen, dass die Amerikaner das gründlich Leid sind.

Die Welt wird nach dem 4. November eine andere sein. Ich habe zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung, wer letztendlich Präsident wird. Meine Vermutung ist 51% McCain und 49% Obama. Ich glaube einfach nicht, dass die Amerikaner zu diesem Zeitpunkt so weit sind, einen scharzen Präsidenten zu akzeptieren. Und was sicherlich noch viel ausschlaggebender ist: keine Verhantwortung. Mit McCain gehen sie den sicheren Weg. Und das ist doch letztendlich wieder ein Beweis des amerikanischen Lebenstils. Ein Lebensstil orientiert am Status Quo. Und es funktioniert doch.

Und, um Obama aus einer Debatte zu zitieren...
"Was ist ihre größte Schwäche?"
"Meine größte Schwäche ist vielleicht, dass ich ein bisschen zu toll bin."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ich wüsste wirklich gern mehr über unsere einzelnen parteien. das ist nämlich einer der gründe, weshalb mich politik nicht interessiert, ich weiß einfach nichts über die parteien ^^

das ist eine frage, die ich schon lange stellen wollt, wie eigentlich die stimmung bei euch ist, mit der krise und so. hier bei uns geht's um nichts anderes mehr...

guter text. du kannst sehr wohl schreiben, es darf nur nicht wischi-waschi zeugs sein wie interpretation, sondern was handfestes.